Türkisch als Schulsprache?

Die Lebenslüge platzte am 11. Februar 2008, als der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor 16. 000 begeisterten Landsleuten in Köln der „Eindeutschung“ eine klare Absage erteilte. „Niemand kann von Ihnen erwarten, dass Sie sich einer Assimilation unterwerfen. Denn Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Sie sollten sich dessen bewusst sein“, forderte er seine Zuhörer auf. Allerdings empfahl er ihnen auch, die deutsche Sprache zu erlernen und die Möglichkeiten, die das hiesige gute Schulsystem ihnen bietet, maximal auszuschöpfen. Merkels gut gespielte Empörung richtete sich an die „Galerie“, war zur Beruhigung der einheimischen Bevölkerung gedacht. Mittlerweile ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen. Thilo Sarrazins Buch „Die Deutschen schaffen sich ab“, wurde innerhalb weniger Wochen zum Bestseller und das anschließend von der SPD eingeleitete Parteiausschlussverfahren scheiterte am massiven Widerstand der einfachen Genossen. Demgegenüber steht die dümmliche Aussage des „deutschen“ Bundespräsidenten, der Islam gehöre zu Deutschland. In Österreich, dem zweiten deutschen Staat, waren es – neben der Dauerdiskussion um die Errichtung von Minaretten - die undiplomatischen Äußerungen des türkischen Botschafters, die die Volksseele zum Kochen brachte. Nunmehr erhitzt ein neues Thema die Gemüter. Türkisch soll, so ist aus informierten Kreisen zu hören, als zweite lebende Fremdsprache in den Mittelschulen angeboten werden. Im Gegensatz zu vielen meiner Freunde im nationalen Lager halte ich diesen Vorschlag nicht nur für überlegenswert, sondern für absolut gut. Ich bin darüber hinaus der Meinung, dass für türkische Schüler eigene Schulen geschaffen werden müssten. Jeder Pädagoge weiß, dass die Alfabetisierung in der Muttersprache das Erlernen einer Fremdsprache erleichtert. Das heißt, wenn ein türkischer Schüler zunächst in seiner Muttersprache unterrichtet wird, so wird er danach deutsch schneller und besser erlernen, als wenn er mit geringen und gar keinen Deutsch-Kenntnissen in eine deutsche Schule käme.
Als Vorbild könnte die Sprach- und Schulsituation Luxemburgs dienen, wo drei Sprachen gesprochen werden. Die Nationalsprache ist "Lëtzebuergesch", ein fränkisch- deutscher Dialekt, Deutsch und Französischen sind offizielle Sprachen. Der Unterricht in Grundschulen erfolgt zunächst in "Lëtzebuergesch" und Deutsch. Am Ende des zweiten Jahres wird Französisch als zweite Fremdsprache hinzugefügt. "Lëtzebuergesch" bleibt neben Deutsch und Französisch Unterrichtssprache. Diese Art des Lernens, d.h. zwischen den verschiedenen Unterrichtssprachen zu wechseln, ist charakteristisch für Luxemburgs Bildungssystem.
Für Österreich wären zwei unabdingbare Voraussetzungen erforderlich. 1)Absolute Wahlfreiheit der Schule. Für österreichische Kinder dürfte der Anreiz, Türkisch zu lernen, äußerst gering sein, türkischen Kindern aber sollten bei ausgezeichneten Deutsch-Kenntnissen der Besuch deutscher Schulen weiter möglich sein. 2)In türkischen Schulen müsste selbstverständlich nach österreichischen Lehrplänen unterrichtet werden und als erste Fremdsprache – und in der Oberstufe auch als Unterrichtssprache – nur deutsch. Eine weitere Fremdsprache, also vermutlich Englisch, dürfte nur nach perfekter Beherrschung der deutschen Sprache angeboten werden. Dadurch würden wir uns den Vorwurf der Zwangsgermanisierung ersparen, den Rückkehrwillen der jungen Türken stärken und, sollten wir jemals in der Lage, sie in ihre Heimat zurückzuschicken, könnten wir dies ohne Gewissensbisse tun. Sollten wir aber dazu nicht mehr imstande sein, hätten wir zumindest den jungen Türken eine faire Chance gegeben, die Entstehung eines neuen Proletariats verhindert und damit die Einwanderung in unser Sozialgesetz verringert,- eine Lösung im Interesse beider Völker. Abgesehen von diesen Überlegungen können nur gänzlich naive und ahnungslose Menschen glauben, dass eine so große Anzahl muslemischer Türken assimiliert werden kann.-
Dr. Herbert Fritz